China – unser Abenteuer geht weiter

Unser Abenteuer hat ja schon sehr turbulent begonnen. Was passiert ist, könnt ihr hier nachlesen: „China – Das Abenteuer beginnt“

Da wir erst 2 Tage später fliegen konnten, hatten wir jetzt kaum Zeit zum Ankommen. Gleich am nächsten Tag ging der erste 4 tägige Weiterbildungsdurchgang los.

Dieser fand in einem großen botanischen Garten statt. 80 interessierte PädagogInnen hatten sich angemeldet. Wir arbeiteten jeweils mit einem Übersetzer in zwei Gruppen mit je ca. 40 Leuten. Das war ein völlig anderes Arbeiten! In Deutschland halten wir unsere Teilnehmergruppen bewusst eher klein um auf jeden einzelnen Teilnehmer eingehen zu können. Für chinesische Verhältnisse waren diese 80 Personen immer noch eine eher kleine Gruppe. Chinesen machen ihre Veranstaltungen eher groß haben wir uns sagen lassen.

Arbeitsergebnisse

Und Chinesen haben völlig andere Voraussetzungen und Bedürfnisse in Bezug auf Naturerfahrungen und (Körper-) Wahrnehmung. Wir haben innerhalb der ersten 2 Tage das Programm 2x komplett neu ausgearbeitet, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Sehr spannend, aber auch sehr anstrengend.

Nach diesem ersten Durchgang ging es nahtlos zum Bahnhof. Mit dem ICE fuhren wir dann ca. 3h nach Tayuan. Dort war der Kurs mit 40 Leuten nur zur Hälfte gefüllt. So arbeiteten wir abwechselnd und konnten uns auch abwechselnd den ganzen Tag um unsere Kids kümmern. Das war auch wirklich gut so. Die Kids waren total durch! Der straffe Zeitplan und die wenige Zeit, die sie intensiv mit uns hatten, machten sich sehr bemerkbar.

Blick aus dem Hotelfenster in Tayuan

Dieser zweite Durchgang fand auf einem Hügel auf einem Gelände statt, dass wieder renaturiert wurde. Zum Zeitpunkt, als wir dort waren, glichen weite Teile noch eher einer Wüste. Durch die Trockenheit waren die Wiesen verbrannt und da wo keine Wiese war, war die Erde staubtrocken.

Teil des Kursgeländes mit Tayuan im Hintergrund

An einem Tag dieses zweiten Durchgangs war eine Kindergartengruppe der Kita von einer der Teilnehmerinnen zu Besuch. Die Kinder haben den ganzen Tag mit ihren ErzieherInnen bei uns verbracht. Im Kurs stand das Anfertigen von Gipsabdrücken von Spuren und Pflanzen auf dem Programm. Das konnten die Kleinen gleich mit ausprobieren.

 

 

 

 

 

 

Irgendwann fing dann unsere Jüngste an, sich mit Wasser aus dem Staub einen schönen Matsch anzurühren und herrlich rumzumatschen. Eine der Erzieherinnen beobachtete das eine Weile und probierte es dann selbst. Erst ganz vorsichtig, dann mit immer mehr Begeisterung. Das war toll zu sehen! Ich hatte das Gefühl, dass sie das in dieser Form noch nie in ihrem Leben gemacht hatte. Irgendwann fragte sie mich, ob sie das mit ihrer Kitagruppe auch hier machen darf. (Sie war übrigens auch eine der ganz ganz wenigen, die gefragt hat, ob sie unsere Kinder fotografieren darf und auch deren „Nein“ akzeptiert hat) Na klar, kann sie mit den Kids matschen kommen! Dann war sie ziemlich lange weg. Vielleicht musste sie die anderen ErzieherInnen erst überzeugen? Aber irgendwann sah ich sie zusammen mit den Kids im Matsch kneten, rühren, patschen. Das war toll! Ich glaube chinesische Kinder dürfen solche Erfahrungen nur sehr eingeschränkt machen. In deren Kindheit passiert fast alles über den Kopf, nur das kognitive wird angesprochen und geschult. Körper- und Naturerfahrungen gibt es kaum. Das bestätigte mir auch D. unser zweiter Übersetzer, als er mir von seiner Kindheit erzählte. Draußen spielen gab es eigentlich nicht. Nur ganz viele Vergleiche mit den kognitiven Leistungen anderer Kinder durch die Erwachsenen.

Um so schöner war es für mich zuzusehen, wie diese junge Frau begeistert mit den Kids im Matsch spielte. Das war auf dieser Reise der bewegenste Moment für mich!

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt verliefen diese zweiten vier Tage entspannter. Abends sind wir nicht mehr jeden Tag in ein anderes Restaurant gefahren, sondern haben direkt neben dem Hotel oder auf dem Zimmer gegessen.

Nach diesen 4 Tagen Weiterbildung in Tayuan ging es zu einem ein-Tages-Ausflug in die alte Stadt Pingyao Da Cheng Hui Guan. Früher war diese Stadt ein bedeutendes Handelszentrum. Zur Zeit der Kulturrevolution war sie allerdings schon so unbedeutend, dass sie im Prinzip vergessen wurde. So blieb diese Stadt in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten und ist heute eine Touristenattraktion. Viele der alten Gebäude wurden im Stil unserer Freiluft- Bauernhausmuseen gestaltet. Auf den Straßen gibt es viele kleine Läden und Stände, wo man alles Mögliche erwerben kann. Jede Menge Speisen, Schmuck, Plastikspielzeug, Süßigkeiten, aber auch traditionelle Handwerker waren vertreten.

Wir haben die Nacht dort in einem wunderschönen Hotel verbracht. Das Zimmer war nicht groß, aber schön gestaltet. Und das Beste war das riesige Bett! Da hatten wir alle bequem Platz. Es hätten sogar noch zwei Kinder mehr reingepasst.

Unser Familienbett in der alten Stadt

Allerdings war es wahnsinnig voll in den Straßen dieser Stadt. Wenn man da mit drei wuseligen Kindern unterwegs ist und auch noch aufpassen muss, dass man den Anschluss an unsere Dolmetscher nicht verliert, ist das ganz schön anstrengend!

Die Menschen habe ich durchweg als sehr freundlich, zum Teil auch als sehr neugierig erlebt. Und an dem Gerücht, dass Chinesen immer Fotos machen wollen, ist definitiv was dran! So oft, wie in diesen 14 Tagen bin ich in den letzten 10 Jahren nicht fotografiert worden! Unsere Kids fanden das allerdings irgendwann nicht mehr lustig. Gerade sie waren sehr oft im Fokus mit ihren blonden Haaren, die einige Menschen auch unbedingt anfassen wollten. Das war für uns alle wirklich anstrengend und zum Teil hat mein jüngerer Sohn nur noch „No!“ gerufen, wenn sich jemand näherte. Das hat einige Nerven gekostet!

Nach dem Besuch der alten Stadt ging es mit dem ICE zurück nach Peking. Wir sollten unbedingt noch etwas von Peking sehen, also ging es am nächsten Tag gleich zum alten Sommerpalast. Ursprünglich sollten wir die verbotene Stadt besuchen, aber da in China gerade die Maifeiertage waren und somit dort wahnsinnig viele Menschen unterwegs waren, entschieden wir uns dagegen. Das wäre einfach zu viel für unsere Kids geworden: die Hitze, die vielen Menschen, viel Laufen. Somit ging es eben zum alten Sommerpalast. Die Überreste dieses Palastes sind eingebettet in einen riesigen Park mit großem See. Es war sehr schön dort und an den naturnahen Stellen auch ziemlich menschenleer. Die Kids konnten toben, matschen und auf Felssteinen klettern (was dort allerdings kaum ein anderes Kind getan hat) und ich konnte mir von Herrn Wang etwas zur chinesischen Pflanzenwelt erzählen lassen. In den Bereichen mit den Ruinen des Sommerpalastes und beim großen Labyrinth war es dann schon wieder sehr voll. Trotzdem suchten wir zusammen den Weg durchs Labyrinth und schauten uns auch die Ruinen an. Wir konnten ja kurz danach wieder in ruhigere Bereiche des Parks gehen. 😉

An unserem letzten vollen Tag in China besuchte Toralf mit unserer großen Tochter die große Mauer. Das war für beide auch ein ganz besonderes Erlebnis. Und es war auch lange nicht so voll, wie befürchtet, so dass beide den Ausflug auch in vollen Zügen genießen konnten.

Am Tag darauf fuhren wir dann schon wieder zum Flughafen. Der Flug nach Hause stand an. Diesmal erlebte ich den Flug etwas entspannter und die Kinder konnten auch besser schlafen. Aber mein Lieblingstransportmittel wird das Flugzeug wohl nie werden.

Zurück Daheim hatte ich lange mit dem Jetlag zu kämpfen. Es dauerte über eine Woche bis ich wieder halbwegs normal schlafen konnte. Bei den Kids dauerte es zum Glück nicht ganz so lange.

Tja, und im Oktober waren wir dann schon wieder in China, um unser Weiterbildungsangebot fortzusetzen.Ich bin gespannt, wie sich dieses Projekt weiter entwickeln wird!

LG,

Anja

 

Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.

Was bei so einer Reise unbedingt mit muss!